Ist unsere Gesellschaft noch eine Gemeinschaft

Was passiert mit unserer Gemeinschaft?

Das Sicherheitsgefühl in unserer Gesellschaft schwindet, private Haushalte werden mittels finanzieller Anreize zur sicherheitstechnischen Aufrüstung aufgefordert und unsere Politiker werden medial und real beschimpft und mit Mord bedroht.

Vielleicht sollte man besser fragen ob wir uns noch als Gemeinschaft fühlen, als Teil eines Ganzen.

Was macht eine Gesellschaft aus, wenn sie sich als Gemeinschaft fühlen soll? Wenn wir uns selbst fragen, was wir unter einer Gemeinschaft oder Gesellschaft verstehen bekommen wir mehrere Antworten.

Gehen wir weg von dem persönlichen Umfeld wo wir schnelle Antworten finden. Eine Ehe ist eine Gemeinschaft, eine Schulklasse ist eine Gemeinschaft. Das Pfingstfest liegt hinter uns. An Pfingsten wird die Gemeinschaft gegründet, eine Gemeinschaft der Erkenntnis, dass Jesus Christus der Messias ist. Es ist der Glaube an diese eine Wahrheit, eine Wahrheit, die nur in dieser Gemeinschaft als Wahrheit betrachtet wird. Nichtgläubige gehören nicht zu dieser Gemeinschaft. Und hier wird es bereits kritisch. Sie werden ausgegrenzt. Trotzdem können, ja müssen, Andersgläubige respektiert und geachtet werden. Das gleiche Verhalten können wir auch von den Menschen erwarten, die für sich eine andere Wahrheit gefunden haben.

Doch hin zu unserer säkularen Gesellschaft. Wer will noch für den Nachbarn eintreten? Wer will noch an die prekär Beschäftigten denken? Wer ist bereit beim Friseur einen Preis zu bezahlen, der dem Friseur befähigt seiner/m Angestellte/n einen Lohn oberhalb des Mindestlohnes zu bezahlen? Nehmen wir nicht in Kauf, wenn wir bei den Versandhändler-Konzernen einkaufen, um ein Schnäppchen zu machen, dass die Beschäftigten dort mit einem Lohn abgespeist werden, für den wir selbst nicht arbeiten gingen? Wir nehmen die Beratung in den Fachgeschäften in Anspruch, um dann im Internet ein Schnäppchen zu machen? Wenn wir dieses Verhalten als richtig ansehen, dann sind wir keine Gemeinschaft mehr. Wir sind dann eine Gesellschaft, eine Kapitalgesellschaft auf Teufel komm raus, die nur dem Mammon nachrennt und die humanistischen Werte in die Mülltonne entsorgt hat.

Was kümmert mich mein Nachbar? Ist mir doch egal. Hauptsache ich habe genug. Warum soll ich dem Mitbürger bei seinem Kampf gegen Bahnlärm unterstützen, wenn ich nicht von dem Lärm betroffen bin?

Ist diese Gesellschaft mit solchem Denken noch wert erhalten zu werden?

Die Werte-Union der CDU möchte für unsere Werte kämpfen, wobei ich anmerken möchte, dass es die „Werte“ der Werte-Union sind, die wahrlich keine Allgemeingültigkeit besitzen. Sie sind eher Werte für einen überbordenden Feudalkapitalismus der global agierenden Konzerne. Hat die Werte-Union ihr Ahlener Programm vergessen oder wird es bewusst von ihr verleugnet? Sie spaltet die Gesellschaft in Leistungsträger und Leistungsverweigerer. Wer sich nicht dem Diktat der kapitalistischen Vorgehensweise unterwirft ist in deren Augen ein Leistungsverweigerer. Dem ist nicht so. Sie lässt Redner wie Maaßen, Ex-Verfassungsschutzpräsident,  und Wendt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, von Koalitionen mit Rechtsextremen schwadronieren. Unser Grundgesetz besagt, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Warum haben wir dann verschiedene Rentenkassen? Rentenkassen für Niedriglöhner und Rentenkassen für  gut betuchte Menschen, die privat vorsorgen können. Warum haben wir dann ein öffentliches Schulsystem, welches immer mehr unter dem vermeintlichen System des Sparens ausgeblutet wird und ein privates Schulsystem mit privaten Beiträgen, die sich ein Niedriglöhner nicht leisten kann.

Sie spricht von einem starken Staat. Richtig, ein Staat der für alle Bürger da ist. Ein Staat der jeden Menschen respektiert und als vollwertiges Mitglied einer Gemeinschaft anerkennt. Sie, die Werte-Union will die Steuer- und Sozialabgaben senken. Ein schöner populistischer Slogan.  Bedenkt sie nicht, dass ohne eine gut funktionierende Infrastruktur auch dem größten Kapitalisten nicht möglich ist sein Ziele der Kapitalmehrung zu verwirklichen. Diese Infrastruktur wird von allen getragen und der Nutzen muss allen zustehen und nicht nur Wenigen. Welches christliche Menschenbild vertritt denn diese „Werte-Union“ der CDU? Die Werte der calvinistischen Arbeitsethik? Ist es die Gottgegebenheit des Standes oder sind es die humanistischen Werte der Aufklärung: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit?

Mit ihrer populistischen Rhetorik fördert sie die Spaltung der Gesellschaft. Sie ermutigt rechtsextreme Kräfte sich immer offener zu artikulieren und dass diese selbst nicht davor zurückschrecken mit offener Gewalt bis hin zum Mord zu drohen.

Diese Entwicklung, noch während die Aufklärungsmaßnahmen des  Mordes an dem Bürgermeister und Regierungspräsidenten Lübke, verdeutlicht ein besonders gefährliche, menschenverachtende, gewaltbereite Einstellung dieser Personen, „die unsere gesamte Gesellschaft in dieser pervertierten Form des  Umgangs miteinander durchdringt“ (lt.  Zitat: Marie-France Hirigoyen,  aus „Masken der Niedertracht“.)

Wir, die Aktiven Bürger, müssen hinschauen, nicht verharmlosen, nichts verschweigen, sondern eben „aktiv“ werden. Wir müssen uns solidarisch erklären mit allen Bürgerinnen und Bürgern, Politikerinnen und Politikern, Menschen, die im Öffentlichen Leben stehen und die, die im Stillen ihren Beitrag zu einem würdevollen Leben in unserer Gesellschaft leisten in unserer Stadt und in unserem Land und möchten ermutigen zu Zivilcourage, Mut zur Aufdeckung von Missständen und Gegenwehr gegen subtile Gewalt und feindselige Einschüchterungsversuche und erwarten, dass das Anzeigen von Missständen und Ungerechtigkeiten  von den  Behörden ernst genommen  wird und diese Bürger den Schutz des Staates, einschließlich gerechter Justiz, erfahren.

Wir, die Aktiven Bürger, stehen hinter einer Gesetzgebung zum Schutz von Whistleblowern und einer unverzüglichen Strafverfolgung von perverser Gewalt ankündigenden Menschen (in diesem Zusammenhang fällt uns die Bezeichnung Menschen schwer).

Wir werden „aktiv“ bleiben und uns für einen würdevollen und respektvollen Umgang miteinander einsetzen.

Zum Schluß noch ein Zitat: Adorno hat in einer Radiosendung 1959 einmal sinngemäß geäußert:

„Ich habe keine Furcht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, aber ich habe Furcht vor Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten“.

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