Lebst du schon, oder wohnst du noch? Waldstadt Silberhöhe
|Da dieser Artikel der erste thematisch einsortierte Beitrag wird hab ich etwas nachgedacht, welches Thema hier am Besten passen würde. Unter dem Motto: “Lebst du schon, oder wohnst du noch?” kann reichlich diskutiert werden, und es gibt auch viele Themen die dazu passen.
Ganz deutlich wird dass, wenn es eine Gelegenheit gibt einen ganzen Stadtteil aufzuwerten. Aber ob Halle die Chance nutzt steht in den Sternen. Aktuell geht es um die Silberhöhe, unser Stadtrat möchte hier aufwerten. Aber wie wird diese Aufwertung genau aussehen? Zu DDR Zeit hieß es, wenn Honecker kam, allen Häusern an denen er vorbei kommen wird einen neuen Anstrich zu verpassen. Diese Zeiten sind ja nun vorbei, und Aufwerten muss neu definiert werden. Aufwerten kann von “mal kurz mit der Kehrmaschine durchfahren” bis hin zum “Neubau” gehen. Hoffen wir das die Kehrmaschine keine Option ist.
Den Hallensern ist bekannt das die Silberhöhe zu den eher unbeliebtesten Stadtteilen Halles gehört, fragt sich nur wie dass dann nach der Aufwertung aussehen kann. Wertet man auf und der Stadtteil gewinnt nicht an Beliebtheit, muss das Projekt als gescheitert erklärt werden. Daher ist es sehr wichtig im Voraus zu klären was erreicht werden soll. Warum nicht also diese einmalige Chance nutzen und den Stadtteil völlig neu entwerfen, unter Berücksichtigung soviel Altbestand wie möglich zu erhalten. Es ginge also erstmals nach der Wende wieder um ein Großprojekt das einen ganzen Stadtteil umfasst. Die Silberhöhe selbst war der Stadtteil von Halle der zuletzt erbaut wurde, un genau das ist auch einer der Probleme. Denn für eine umfassende Grünflächengestaltung hat es nicht mehr gereicht, bevor die Wende die Wohnungsbauprogramme der DDR beendete. Wohngebäude, Einkaufsmöglichkeiten und soziale Einrichtungen wie Schulen, Kitas, Poliklinik etc. waren bereits vorhanden. Doch der Wohlfühlfaktor fehlt gänzlich.
Hier also müssen Landschaftsarchitekten zurück an das Zeichenbrett. Aber nicht nur die, denn die DDR Platte ist ja bekanntlich eher unbeliebt und genau diese muss aufgewertet werden. Eigentlich sollten die DDR Bürger alle samt auch in schönen Gebäuden (Moskauer Art) wohnen dürfen, doch das war der späteren DDR zu kostspielig geworden. Und es wurde die heute bekannte DDR Platte entwickelt.
Haben wir jetzt also die Gefahr erkannt? Und können mit dem Wissen hier etwas besseres schaffen?
Spätestens jetzt versteht ihr sicherlich den Titel dieses Artikels, es geht um besseres Leben, Wohnen allein reicht nicht mehr. Doch versteht Deutschland unter Lebensraum oft ein ausgeklügeltes Verkehrssystem und prachtvolle Gebäude daneben. Doch damit ist Deutschland nicht mehr Maß aller Dinge. Denn der Mensch lebt nicht auf der Straße, er lebt in einem Lebensraum, der dem Menschen behagen entgegen bringen soll. Und ich habe noch nie gehört das eine Straße das jemals geschafft hat. Im Einklang mit der Natur heißt es da immer, also besteht unser Lebensraum aus einer Kombination auf Haus und Natur. Die Straße soweit wie möglich weg, denn die kann ja nur einem Dienen, seinem Lebensraum zu verlassen.
Darum kann eines der Ziele sein die Silberhöhe in eine Parkstadt oder Waldstadt zu verwandeln.
Wie genau das aussehen kann sehen wir aktuell in einem Mustergültigen Stadtteil in Stockholm, der aktuell von Architekturstudenten aus der ganzen Welt besucht wird, um zu lernen wie man Modernen und Nachhaltigen Lebensraum konzipiert. Der Name des Stadtteils ist “Hammarby Sjöstad”, was soviel heißt wie “Hammarby Seestadt”. Hammarby heißt der See um den der Stadtteil gebaut wurde. Kurz nach der Jahrtausendwende wurde dieser Stadtteil in Angriff genommen, bereits 2003 standen die ersten Komplexe und noch heute werden weitere gebaut. Ja es sind Gebäudekomplexe und keine Einzelgebäude, denn Stockholm hat hier nicht nur Lebensraum erbaut sondern ein komplexes System für die Ver- und Entsorgung. So wird Abwasser zum Vorheizen des Heizungswasser genutzt. Und die Müllabfuhr funktioniert ein wenig anders, denn die gibt es nicht, jedenfalls nicht so wie wir sie kennen. Denn dieser Stadtteil nutzt ein ausgeklügeltes Rohrsystem um den Müll umgehend zu entsorgen. Halt schon wieder falsch, denn der wird nicht entsorgt sondern recycelt. Parkende Autos wurden in Tiefgaragen verbannt und das Straßensystem auf ein nötiges geschrumpft. Straßenbahn und Busse befahren derzeit die Hauptstraßen und demnächst kommt noch eine Tunnelbana (U-Bahn) hinzu. Doch das ist nicht alles, es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, viel Grün in dieser Stadt zu platzieren.
Und spätestens jetzt denken Schweden anders als die deutschen Stadtplaner. In Deutschland sind Fuswege und Straßen fasst untrennbar. Anders in Schweden, hier sind Parks, Grünanlagen fast untrennbar mit Fuswege zu betrachten. Naja zumindest, seit dem man erkannt hat, Wohnen reicht nicht mehr, der Mensch muss leben können.
Ob diese Vorstellung von Lebensraum auch bei der Aufwertung der Silberhöhe berücksichtigt wird bleibt zu hoffen. Mit ein wenig Phantasie, ist das aber Denkbar, denn das was da zu DDR Zeiten entworfen wurde ist eigentlich nicht so verkehrt.